Reh / Rehwild

Das europäissche Reh ist der kleinste, einheimische Vertreter der Hirsche. Zahlenmäßig gehört es zu der am verbreitesten großen Wildart in Deutschland. Rehwild ist sehr anpassungsfähig und kann daher in der verschiedensten Lebensräumen vorkommen. Das Reh findet der Naturfreund nicht nur auf Feldern und Wiesen, sondern auch in dichten Laub- und Nadelwäldern.
 

Fakten zum Reh

Die männlichen Rehe heißen Bock. Das weibliche Rehwild wird als Ricke bezeichnet, die jüngeren Weibchen als Schmalreh. Der Nachwuchs heißt Kitz oder auch Rehkitz.

Abseits der fachlichen Bezeichnung werden die Rehkitze auch gern als Bambi bezeichnet. Weil sie geflecktes Fell haben und an die niedlichen Disney Tiere erinnern, die aber eher amerikanische Hirsche, wie zum Beispiel den Weißwedelhirsch, als Vorbild haben.

Wissenschaftlich betrachtet ist das Reh ein Trughirsch. Es ist daher näher mit dem Rentier, dem Elch oder dem amerikanischen Weißwedelhirsch oder auch Maultierhirsch verwandt, als mit dem Rot- oder Damhirsch.

Gewicht: ♂ bis zu 30 kg, ♀ bis zu 25 kg
Kopf-Rumpf-Länge: ♂ bis 135 cm ♀ bis 120 cm
Schulterhöhe: ♂ 60–75 cm ♀ 60–70 cm
Lebenserwartung: In der freien Wildbahn bis zu 15 Jahre
Paarungszeit: Mitte Juli bis Mitte August
Tragzeit: etwa 41 Wochen inklusive der Keimruhe, häufig bis zu 2 Kitze, ganz selten auch 4 Kitze

Wissenschaftlicher Name: Capreolus capreolus
Englisch: Roe deer
Niederländisch: Ree

Aussehen des Rehs

Der Körper des Rehs wirkt etwas gedrungen, eher quadratisch. Der Hals ist im Verhältnis lang und schmal. Die Rückenlinie ist leicht gebogen. Die Vorderläufe wirken recht dünn, die Hinterläufe haben eine kräftige Muskulatur. Der Wedel (Schwanz) ist sehr kurz und nicht besonders auffällig. Aus weiter Ferne ist er so gar nicht erkennbar.

Rehe haben im Sommer ein auffallend rötlich-oranges Fell. Gelblich-braune Exemplare sind auch zu beobachten. Die kleinen Rehkitze haben auffallende weiße Flecke. Der Spiegel des Rehs ist im Winter hellgrau oder weiß, im Sommer eher beige-braun.

Der Fellwechsel findet beim Reh April–Mai und im September–Oktober statt. Ältere weibliche Rehe verfärben sich in der Regel erst später, häufig erst nach der Geburt der Jungen.

Eine sehr seltene Farbvariante sind die Schwarzen Rehe. In Niedersachsens Norden kommen Sie hin und wieder vor. Besonders in Gebieten zwischen Bremen und Hamburg lassen sich die exotischen Rehe mit etwas Glück beobachten. Gerne werden Schwarze Rehe auch in Wildparks gehalten.

In extrem seltenen Fällen gibt es weiße oder gescheckte Rehe. In manchen Wildparks kam diese exotischen Rehe beobachten.

Geweih des Rehbocks

Die männlichen Rehe haben ein kleines Geweih. Es wird wie bei den anderen Hirscharten jedes Jahr abgeworfen und wächst ebenso auch wieder nach. Im November/Dezember findet der Geweihabwurf statt. Das Geweih wächst über die Wintermonate. Es kann ca. 15 – 20 cm lang werden.

Zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensjahr ist das Wachstum am stärksten. Bis zum sechsten Lebensjahr nimmt der Durchmesser des Geweihs immer mehr zu. Bei älteren Böcken wird das Geweih dann wieder schwächer. Das Geweih eines ausgewachsenen Rehbocks hat auf jeder Seite drei Enden.

Lebensweise des Rehwilds

Rehe leben den größten Teil des Jahres an einem festen Standort. Die weiblichen Rehe bilden bilden meist einen kleinen Familienverbund. Dieser besteht aus der Ricke und den Kindern aus dem gleichen und dem Vorjahr.

Die männlichen Rehe leben als Einzelgänger. Ab März suchen die Rehböcke ihr Einstandsgebiet. In diesem dulden sie keine anderen Böcke. Hier leben sie standorttreu bis zur Blattzeit (Paarungszeit) im Juli–August.

Das Reh suhlt sich anders als einige Hirscharten nicht. Aufgeschreckte Rehe suchen gewöhnlich mit wenigen, schnellen Sprüngen Schutz in Dickichten. Sie verlassen dabei ihren angestammten Platz nicht.

In ihrem Revier kennen sie sich so gut aus, dass sie die Flucht über längere Strecken vermeiden können. Ahnungslose Spaziergänger „sitzen“ sie häufig aus. Das heißt sie verharren völlig bewegunglos an einer Stelle. Den meisten Menschen bleiben sie daher verborgen.

Fortpflanzung und Aufzucht beim Reh

Die Paarungszeit wird beim Rehwild Blattzeit genannt. Sie findet im Juli bis Mitte August statt.

Die Rehböcke bilden hierbei mit den Ricken keine Rudel. Sie suchen einzelne bereite Ricken  und ziehen nach der Paarung zur nächsten Ricke weiter.

Nach der Paarung entwickelt sich das befruchtete Ei nicht weiter. Erst ab Dezember ist die Keimruhe vorbei. Die Rehkitze kommen im Mai bis Anfang Juni zur Welt.

Ernährung des Rehwilds

Der Nahrungsbedarf eines ausgewachsensen Rehs beträgt pro Tag 4-5 kg an unterschiedlicher Nahrung. Rehe sind bei der Nahrungsaufnahme sehr wählerisch. Es wird bevorzugt leichte, eiweißreiche Kost gesucht.

Die Nahrung besteht aus Gräsern, Kräutern, Klee, Blüten, Blättern und Knospen, ebenso Triebe von Sträuchern und Bäumen. Im Spätsommer und Herbst werden gerne auch Baumfrüchte und Obst, sowie Beeren und Pilze verspeist. Natürlich werden auch Feldfrüchte nicht verschmäht.

In der Fachsprache wird das Reh auch als Konzentratselektierer bezeichnet. Es sucht sich seine Nahrung sehr gezielt aus und rupft sich hier und da nur vereinzelte Stücke anstatt wie Hirsche sich kraftvoll voran zu äsen. Rehe gelten daher umgangssprachlich als vernascht.

Feinde des Rehwilds

Der Mensch stellt heutzutage in der Natur die größte Bedrohung dar. Doch nicht nur die Jagd findet hier ihren Stellenwert. Viele Rehe sterben auch auf den Verkehrsstraßen und bei der Feldernte. Hier sind insbesondere die Kitze betroffen.

Zu seinen natürlich Feinden zählen heute wieder der Rotfuchs, Luchs und Wolf.

Lebensraum des Rehs

Rehe sind heutzutage in fast allen Landschaftstypen anzutreffen. Mochte es früher mehr Waldlichtungen, Wiesen und Felder am Waldrand, so lebt es mittlerweile auch in deckungsloser Feldflur. Gerade in der landwirtschaftlich genutzen Fläche bilden Rehe sogar zum Teil größere Trupps. Die sogenannten Feldrehe. Gruppen von 10 oder mehr Tieren sind nicht besonders selten. Auch haben die meisten dieser Gruppen kaum noch scheu vor Spaziergängern, Radfahrern und Joggern.

Rehwild Vorkommen

Rehe kommen in Europa in fast allen Gebieten recht häufig vor. Ausnahmen bilden hier Irland, Korsika und Sardinien, wo es keine Rehvorkommen gibt. In Deutschland ist das Reh dank seiner Anpassungsfähigkeit in allen Bundesländern nahezu flächendeckend verbreitet.

Rehe durften zu Königszeiten auch von  Nichtadligen gejagt werden. Daher  waren sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu ausgestorben. Nur durch ihre gute Anpassungsfähigkeit haben sich die Bestände erholt.

Rehwild Jagdrecht

In Deutschland unterliegt das Reh dem Jagdrecht. Hier werden jedes Jahr mehr als eine Million Tiere geschossen.

Für den Jäger zählt das Reh zum Niederwild, was historisch bedingt ist. Anders als Hirsche, durften sie auch von Nichtadligen gejagt werden. Der Jäger spricht auch vom Hirsch des kleinen Mannes.

In der kommerziellen Wildtierhaltung spielt das Reh so gut wie keine Rolle. Man greift hier lieber auf die in der Haltung anspruchsloseren Damhirsche zurück.

Rehwild in Wildparks

Rehe sind in Wildparks nur schwer zu halten. Zum einen sind sie häufig sehr scheue Tiere und zeigen sich nur ungern dem Besucher. Zum anderen sind sie vom Futter her eher als anspruchsvoll zu bezeichnen und auf engem Raum nur schwer zu ernähren. Daher sind sie nicht so oft in den heimischen Wildparks anzutreffen wie Rothirsch, Skiahirsch und Damhirsch. Vielleicht sehen viele Wildparks sie aber auch als nicht so attraktiv, da man ein Reh in der freien Wildbahn durchaus recht einfach beobachten kann.

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