Rotwild ist unser größtes einheimischen Landsäugetier. Die männlichen Rothirsche können ein imposantes Geweih ausbilden. Die herbstliche Paarungszeit ist mit dem imposanten Brunftlauten ein besonders beeindruckendes Naturschauspiel.
Fakten zum Rothirsch
Männliches Rotwild heißt Hirsch, besonder kräftige Exemplare werden als kapitaler Hirsch bezeichnet. Hingegen einer häufigen Behauptung ist nicht das Reh die Frau vom Hirsch. Die weiblichen Tiere werden Kahlwild genannt. Bei den jungen Weibchen wird vom Schmaltier gesprochen. Die Neugeborenen sind die Kälber.
Gewicht: ♂ 100–200 kg, ♀ 40–80 kg
Kopf-Rumpf-Länge: ♂ 180–250 cm ♀ 160–200 cm
Schulterhöhe: ♂ 110–140 cm ♀ 90–110 cm
Lebenserwartung: In der freien Wildbahn bis 17 Jahre, selten älter
Paarungszeit: Die Brunftzeit ist September bis Oktober
Tragzeit: etwa 34 Wochen, 1 selten 2 Hirschkälber
Wissenschaftlicher Name: Cervus elaphus
Regionale Namen: Edelwild, „König des Waldes“, Horner (im Allgäu)
Englisch: Red Deer
Niederländisch: Edelhert
Rotwild: Aussehen und Erscheinung
Rothirsche haben eine stattliche Erscheinung und tragen verdient die umgangssprachliche Bezeichnung König des Waldes.
Das Sommerfell des Rothirschs ist kräftig rot-braun, woher sich auch der Name dieser Hirschart ableitet. Zum Sommerfell wechselt der Rothirsch Mitte April bis zum Juni. Im Winterfell ist der Hirsch eher dunkelgrau bis braungrau. Der Wechsel zum Winterfell ist in der Zeit von September bis Oktober.
In den ersten Wochen tragen die neugeborenen Rotwildkälber eine dem Rehkitz ähnliche Jugendfärbung mit weißen Punkten auf dem rotbraunen Fell.
In der Natur selten, aber gerne in Wildparks gehalten, sind weiße Rothirsche. Sie tragen weißes Fell im Sommer und Winter.
Eine äußerst seltene Färbung des Rothirsches ist das sogenannte Blesswild. Bei sonst typischer Färbung haben die Hirsche eine helle Blesse ähnlich wie es bei vielen Pferderassen verbreitet ist.
Geweih vom Rothirsch
Die männlichen Rothirsche tragen ein mächtiges Geweih. Von der Größe her wird es nur vom Elch übertroffen. Das komplette Geweih mit beiden Hälften kann bis zu 10 Kilogramm wiegen. In selten Fällen gab es schon Berichte von gut 15 kg Gewicht. Das Geweihwachstum beim Rothirsch ist in der Regel recht symmetrisch, anders als zum Beispiel beim Rentier.
Abwurfzeit ist je nach Alter der Rothirsches zwischen Ende Februar und Anfang Mai. Je älter der Hirsch ist, desto eher wirft er sein Geweih ab. Entsprechend früher wächst das neue Geweih nach und wird die Basthaut abgefegt. Im Gegensatz zum Horn anderer Tierarten, wächst das Geweih an seinen Enden in die Höhe. Das Geweihwachstum dauert in der Regel etwa 5 Monate.
Der obere Teil des Geweihs kann mehr oder weniger viele Ende bilden. Die Fachleute sprechen hier von der Krone. Je nach Art der Verästelung wird sie einfach Krone, Gabelkrone, Becherkrone oder Doppelkrone genannt.
Die Enden unter der Krone sind in der Regel gleich. Hier gibt es auf unterster Stufe die Augsprosse. Darauf folgen die Eissprosse und die Mittelsprosse. Diese ist bei jüngeren Hirschen noch nicht ausgebildet. Danach kommen die Endsprossen, die die Krone bilden können.
Anzahl der Enden des Geweihs bestimmen
Jäger und Naturfans sprechen beim Rothirsch von einem x-Ender. Hierbei werden alle Enden des Geweihs gezählt: Gibt es auf beiden Seiten sieben Enden, ist es ein Vierzehnender
Bei einer Ungleichheit in der Anzahl der Geweihenden runden die Fachleute auf und sprechen von einem ungeraden x-Ender: Hat der Hirsch auf einer Seite acht Enden und auf der anderen sieben, ist es ein ungerader Sechszehnender.
Alter an der Geweihgröße erkennen
Anders als allgemein angenommen hat die Endenzahl nichts mit dem Alter des Hirsches zu tun. Die Anzahl der Enden ist allein genetisch bedingt. Auf die Ausprägung des Geweihs wirken außerdem Alter und Nahrungsangebot ein.
Ein älterer Hirsch hat ein kräftigeres Geweih als junge Artgenossen. Mit 7 bis 14 Jahren hat es maximale Ausmaße. Mit dem Überschreiten dieses Höhepunkts seiner körperlichen Entwicklung wird auch das Geweih wieder schwächer.
Lebensweise und Ernährung der Rothirsche
Früher waren die Rothirsche tagaktive Bewohner überwiegend offener Steppenlandschaften.
Wegen zunehmender Störungen durch den Menschen, hat sich das Wild heute hingegen an eine heimliche Lebensweise angeeignet. Rotwild ist sehr scheu und kann Menschen schon auf einige hundert Meter warnehmen. Normalerweise lebt es im tiefen Wald abseits der Städte und Dörfer. Die Hauptaktivitätsphasen sind in der Morgen- und Abenddämmerung.
Anders als Rehe ist das Rotwild bei der Nahrungssuche nicht sonderlich wählerisch. Rothirsche fressen Gräser, Kräuter und Beeren. Triebe von Pflanzen und junge Bäume werden aber auch ebenso gerne genommen. Wird Rotwild bei der Nahrungsaufnahme häufig gestört, schädigt es oft Bäume durch starken Verbiß.
Fortpflanzung und Aufzucht beim Rotwild
Die Paarungszeit wird Hirschbrunft genannt und findet beim Rotwild in der Zeit von Mitte September bis etwa Mitte Oktober. Der Termin schwankt je nach Region und auch Umwelteinflüssen wie dem Wetter.
Häufig beginnt die Brunft ab den ersten trockenen, kühlen Herbstnächten. Bei wärmeren Wetter beginnt die Brunftzeit entsprechend später und zieht sich ebenfalls über einen längeren Zeitraum hin. Die Brunft beginnt meist mit dem älteren weiblichen Rotwild.
Die Brunft findet oft an Plätzen statt, die auch schon im Vorjahr als Brunftplatz gedient hatten. Die Platzhirsche, also die stärksten Männchen, treiben das Kahlwild auf diesen Plätzen immer wieder zusammen.
Die Platzhirsche verteiben in der Zeit andere männliche Hirsche aus dem Einstandsgebiet. Hierbei kommt es zu ritualisierten Kämpfen. Häufig findet ein verbales Kräftemessen statt. Das heißt die Hirsche röhren um abzuklären welcher der Stärkere ist. Lässt sich der Kontrahent anschließend selbst mit der Demonstration der Körpergröße nicht vertreiben, kann es auch zu Kämpfen mit dem Geweih kommen.
Die Geweihkämpfe dienen nur dem Kräftemessen. Teilweise können sich die Hirsche aber auch mit den Geweihenden heftig verletzen. Selten kommt es vor, dass sich zwei Hirsche mit ihren Geweihen verhakeln und nicht mehr auseinanderkommen.
In der Brunftzeit können die aktiven Rothirsche bis zu 20% ihres Gewichtes verlieren.
Beim Rotwild gibt es anders als bei den Rehen keine Keimruhe. Erfolgreich begattete Weibchen tragen 34 Wochen – also gut neun Monate. Das Rotwildkalb kommt in der Regel Anfang Juni zur Welt. Normalerweise ist es ein Kalb, selten auch zwei. Das Geburtsgewicht beträgt ungefähr 6 bis 8 Kilogramm.
Die ersten ein- bis eineinhalb Monate werden die Kälber meistens versteckt. Die Mütter ziehen in der Zeit alleine durch die Landschaft. Die Kälber werden allerdings bis in den Februar hinein gesäugt. Erst dann kümmern sie sich komplett selbstständig um ihre Nahrunsaufnahmen.
Feinde des Rothirschs
Als Feind des Rotwild kann heute wohl in erster Linie der Mensch angesehen werden.
Dort wo sie Vorkommen zählen auch Wolf, Braunbär und der Luchs als natürliche Feinde. Die Rothirschkälber können selten auch dem Fuchs, Steinadler und Uhus zum Opfer fallen.
Lebensraum der Rothirsche
Der Rothirsch lebte ursprünglich in den offenen Steppenwälder. Durch den Menschen wurde das Rotwild immer mehr in die dichteren Wälder und deckungsreichen Wiesengebiete verdrängt. Heute lebt er fast ausnahmslos in dichten Waldgebieten.
Vorkommen des Rotwilds in Deutschland
In Deutschland ist die Verbreitung des Rotwilds in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Die meisten Rothirsche leben heute in den sogenannten Rotwildgebieten. Diese sind staatlich vorgegeben. In den anderen Gebieten wird Rotwild sehr stark bejagt um Wildschäden für Forst- und Landwirtschaft zu vermeiden oder zu verringern.
Die Hirsche leben hauptsächlich in den Zentren der großen Mittelgebirge Deutschlands. Erwähnenswert sind hier Harz, Reinhardswald, Solling, Teutoburger Wald, Meißner, Spessart und Eifel.
Rotwild und Jagd
Rothirsche unterliegen in Deutschland dem Jagdrecht. Es gibt in den Bundesländern verschiedene Schonzeiten. In den Rotwildgebieten wird eine höhere Dichte angestrebt als außerhalb der Rotwildgebiete.
Rothirsche in Wildparks
In Wildparks kommen Rothirsche sehr häufig vor. Sie sind bei Besuchern sehr beliebt. Vor allem in der Brunftzeit sorgen sie für eindrucksvolle Naturerlebnisse für jung und alt. Ebenso ist diese große europäische Hirschart recht anspruchslos in der Haltung.