Wildschwein / Schwarzwild

Schwarzwild ist äußerst anpassungsfähig und genügsam. Gemeinsam lebt es in Rotten mit ausgeprägtem Sozialverhalten. Als Allesfresser ohne Fressfeinde sind Wildschweine in ganz Deutschland verbreitet. Wir fassen dir alle wichtigen Details zum Wildschwein zusammen.

Fakten zum Wildschwein

Wildschwein / SchwarzwildBei den Wildschweinen heißen Männchen Keiler, Weibchen werden Bachen genannt. Als Nachwuchs gibt es Frischlinge, die ab dem 31. März des nachfolgenden Jahres zu Überläufern werden.

Im Unterschied zu ihren wilden Artgenossen werden beim Hausschwein Männchen und Weibchen als Eber und Sau bezeichnet. Der Nachwuchs heißt hier Ferkel.

Gewicht: ♂ 60 – 80kg, ♀ 50 – 90kg, altersabhängig, im Jahresverlauf schwankend mit Maximum zum November
Kopf-Rumpf-Länge: ♂ 140–180cm ♀ 130 – 170cm
Lebenserwartung: 10 bis 20 Jahre, in Gefangenschaft 10 Jahre länger

Paarungszeit (Rauschzeit, Rausche): November – Januar, bei Überangebot an Futter oder gestörter Sozialstruktur auch Zweit- und Nachrauschen zu anderen Zeiten
Tragzeit: etwa 17 Wochen
Geburt: März bis Juni, 2 – 8 Frischlinge

Wissenschaftlicher Name: Sus scrofa
Regionale Namen: Schwarzkittel
Englisch: wild boar
Niederländisch: wilde zwijn

Aussehen des Schwarzwildes

Schwarzwild hat einen gedrungenen Körperbau, der nach vorne hin kräftiger und höher wird. Von vorne wirken die Tiere deutlich schmaler als Hausschweine. Die Augen sind klein und unauffällig. Dafür sind die Zähne (Hauer) vor allem beim Keiler deutlich sichtbar.

Anders als Hausschweine tragen Wildschweine ganzjährig dichte Borsten auf ihrer Schwarte. Im Winter sind sie deutlich länger und sorgen mit dichter Unterwolle für ausreichende Körperwärme. Keiler tragen dann auf ihrem Nacken einen besonders langen Haarkamm.

Wildschweine durchlaufen im ganze Jahr nur einen Fellwechsel: Im Frühjahr schubbern sie sich die langen Winterborsten an Steinen und Bäumen (Malbäume) ab. Das neu wachsende Haar bleibt die warmen Monate über kurz und wird erst zum Winter hin wieder länger.

Der Schwanz (Pürzel) der Schwarzkittel ist im Gegensatz zu Hausschweinen gerade und ended in einer leichten Verdickung (Quaste). Er wird zur Kommunikation in der Rotte eingesetzt und beim schnellen Wechsel des Standortes hoch getragen.

Der Nachwuchs – die Frischlinge – tragen in den ersten Wochen Streifen, die ihre Tarnung verbessern. Mit dem Wechsel ins Winterfell verlieren die Jungtiere ihre Streifung.

Unterscheidung von Bachen und Keilern

Auch weibliche Wildscheine können beachtliche Größe und Gewicht aufweisen. Eine Unterscheidung beider Geschlechter gelingt daher nur mit etwas Sorgfalt.

Insbesondere ältere Keiler zeigen deutlich größere Zähne, die sogenannten Waffen oder Gewaff, im Vergleich zu den sogenannten Haken der Bachen. An der Hinterseite der Keiler sind außerdem beidseitig des Pürzel die Hoden als unbehaarte Ausbuchtungen zu erkennen. Bei jungem Schwarzwild bis 2 Jahre ist dies das eindeutigste Merkmal zur schnellen Geschlechterbestimmung. Bei alten Keilern ist unterhalb des Bauches der tief hängende Penisschaft deutlich erkennbar.

Bachen steigen nach vorne weniger ausgeprägt an. Ihr Körper wirkt daher gleichmäßig kräftig. Führen sie Frischlinge, sind außerdem die Gesäuge mit deutlich ausgeprägten Zitzen unten am Bauch zu erkennen.

In freier Wildbahn sind die Geschlechter schon weitestgehend an der Gruppenkonstellation zu erahnen.

Ernährung beim Wildschwein

Wildschweine sind Allesfresser. Den Großteil ihres Nahrungsbedarf decken sie über Gräser, Kräuter und Wurzeln. Nur wenige Pflanzen wie beispielsweise Ampfer werden gemieden. Außerdem stehen Beeren, herabgefallene Früchte und Pilze auf dem Speisepaln.

Haben die Tiere die Gelegenheit, fressen sie sich auch gerne an Feldfrüchten satt. Dabei werden Kartoffeln, Mais, Hafer und Weizen deutlich bevorzugt.

Im Herbst frisst Schwarzwild sehr gerne Eicheln und Bucheckern. Kastanien werden hingegen überwiegend abgelehnt.

Den Bedarf an tierischer Nahrung deckt das Wildschwein mit Gelegen von Bodenbrütern und Jungvögeln, Würmern und Insekten und ausgehobene Mäusebauten. Außerdem frisst es Aas.

Wildschweine lebt in Rotten zusammen

Schwarzwild hat ein ausgeprägtes Sozialleben. Weibliche Tiere sind in Rotten zusammengeschlossen, in denen alle Mitglieder miteinander verwandt sind: Eine Bache behält ihre Töchter bei sich, um gemeinsam den weiteren Nachwuchs aufzuziehen. Rotten sind ihrem Standort weitestgehend treu.

Das älteste Tier ist die Leitbache. Sie bestimmt den Tagesablauf mit Ortswechseln, sowie Fress-, Körperpflege- und Ruhezeiten. Selbst die Paarungsbereitschaft aller Rottenmitglieder wird von ihr koordiniert.

Stirbt die Leitbache durch Unfall oder versehentlichen Abschuss, führt das zum unkoordinierten Zerfall der Rotte. Die verbleibenen Bachen verfallen umgehend in erneute Paarungsbereitschaft und verursachen mit ihrem Nachwuchs und weit versprengten Aufenthaltsgebieten für unnötige Schäden an Wald und Feldern. Leitbachen werden bei der Jagd deswegen bewusst geschont.

Ältere Keiler ziehen einzeln oder werden von einem jüngeren Männchen begleitet. Sie durchschweifen große Gebiete und stoßen nur zur Paarungszeit zu den Rotten.

Aus ihren Rotten ausgeschlossene Jungkeiler schließen sich gerne vorrübergehen in Überläufergruppen zusammen.

Forpflanzung und Aufzucht bei Wildschweinen

Fortpflanzung der Wildschweine: Kalender mit Rauschzeit und Geburt

Die Leitbache leitet die gleichzeitige Paarungsbereitschaft aller Rottenmitglieder ein: Die Rauschzeit beginnt. Sie dauert von November bis Februar. Auch im gleichen Jahr geborene Frischlingsbachen können bereits an dieser Rausche teilnehmen.

Während der Rausche gesellen sich Keiler zu den Rotten. Jüngere Keiler werden vertrieben. Mit ähnlich kräftigen Konkurrenten werden lautstarke Kämpfe ausgetragen. Die Männchen zeigen ihre Breitseite, um dem Gegenüber zu imponieren. Reicht das nicht, werden mit den Hauern heftige Hiebe ausgeteilt und mitunter tiefe Wunden gerissen.

Die Tragzeit dauert etwa 17 Wochen. Kurz vor der Geburt baut die Bache einen Wurfkessel, in dem die zwei bis acht Frischlinge zur Welt kommen. Der Wurfkessel wird mehrere Tage wehement gegen alle Tiere und auch alle Rottenmitglieder verteidigt. Frischlinge führende Bachen sind selbst für den Menschen sehr gefährlich!

Nach ein paar Tagen begleitet der Nachwuchs die Mutter auf immer längere Ausflüge. Nach einer Woche verlassen die Frischlinge den Wurfkessel gänzlich und begleiten ihre Rotte durchs Revier.

Frischlinge dürfen auch bei anderen Bachen der Rotte mitsäugen. Stirbt eine Frischlinge führende Bache, wird ihr Nachwuchs weitestgehend von der Rotte mitversorgt. Gesäugt wird 2 bis 3 Monate. Mit sechs Monaten ist der Nachwuchs selbständig.

Lebensraum des Schwarzwildes

Wildschweine sind extrem anpassungsfähig, sehr robust und haben eine hohe Vermehrungsrate. Zudem ist es ein Allesfresser ohne ernsthafte Fressfeinde, der sich in nahezu jedem Lebensraum gut zu behaupten weiß. Selbst an den Rändern und auf Grünflächen großer Städte kommt das Schwarzwild vor. Bevorzugt werden aber mastreiche Wälder mit hohem Eichen- und Buchenbestand, die auch im Winter ausreichend Nahrung bieten.

Wildschwein-Vorkommen in Deutschland

In den letzten Jahrzehnten hat der Bestand an Wildschweinen in freier Wildbahn stark zugenommen: In den letzen 20 Jahren hat es sich in Deutschland etwa verdoppelt.

Schwarzwild ist deutschlandweit anzutreffen mit Schwerpunkten im Südwesten (Rheinland-Pfalz, Hessen, nördliches Baden-Württemberg) und Nordosten (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg). Hingegen fällt der Tierbestand im Nordwesten und Südosten etwas geringer aus.

Vordringen der Wildschweine in Siedlungen

Vereinzelt dringen Rotten in Siedlungen aber auch in Grünbereiche kleiner und großer Städte vor. Das führt mitunter zu beträchtlichen Schäden an Gärten und Grünanlagen.

Gefördert wird das unerwünschte Verhalten durch Menschen, die die Wildschweine mit eigens mitgebrachtem Brot, Speiseabfällen und Nudeln anfüttern. Diesen Menschen ist offt nicht bewusst, dass sie weder den Anliegern noch den Wildschweinen mit ihrem Verhalten einen Gefallen tun: Die schnell zutraulich werdenden Schwarzkittel werden zur Vermeidung weiteren Schadens alsbald von Jägern geschossen.

Schwarzwild in Wildparks und Wildgattern

Wildschweine sind sehr anspruchslos und einfach zu halten. Sie benötigen lediglich etwas Platz. Außerdem sind sie sehr aktiv und zeigen ein sehr abwechslungsreiches Verhalten. Daher werden sie selbst in kleinsten Wildgattern und auch jedem größeren Wildpark gerne gezeigt.

Damit sie sich einen Teil ihres Winterspecks selber erarbeiten können, ist ihr Gehege oft mit Eichen und/oder Buchen bepflanzt. Damit sie ihrer Körperpflege nachkommen können, hat jedes Gehege eine Suhle und oft auch große Felssteine. Auf dem stets aufgewühltem Boden wachsen nur wenige Pflanzen wie Ampfer, der vom Schwarzwild nicht gefressen wird.

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